Von Kai Horstmann (Nordkurier)
Sicherlich sind die sozialen Probleme in Großstädten wie Hamburg größer als bei uns auf dem Lande. Aber das heißt nicht, dass sie nicht da sind. Deshalb hat das Rauhe Haus seine Aktivitäten vor 30 Jahren nach Demmin ausgeweitet.
UTZEDEL. „Wenn Eltern spüren, dass sie mit ihren Kindern nicht zurecht kommen, dann können sie sich an das Jugendamt wenden, damit wir ihnen helfen“, sagt Matthias Wolff, Er ist der Koordinator der Jugendhilfestation Demmin vom Verbund für Soziale Projekte e. V. (VSP), der heute ab 15 Uhr in der Einrichtung in Utzedel im Kastanienweg 11 sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Das gelbe Haus sieht eher unscheinbar aus, Kein Schriftzug ziert die Fassade, kein Hinweis darauf, was sich im Haus befindet.
„Das möchten wir auch nicht. Unsere Angebote bestehen aus ambulanten und stationären Hilfen zur Erziehung. So haben wir hier im Kinder- und Jugendhaus sieben Plätze für Kinder und.Jugendliche von 6 bis 16 Jahren und vier Plätze für junge Mütter und Väter mit ihren Babys. Die jungen Menschen, die wir hier aufnehmen brauchen Ruhe und keinen Trubel“, erklärt Matthias Wolff.
Entstanden ist die Jugendhilfestation aus einem . Modellprojekt vom Rauhen Haus in Hamburg. 1992 gründete sich daraus der Verbund für Soziale Projekte e.V. Nach der Wende hatte man sich dann dort überlegt, das soziale Engagement auf Mecklenburg-Vorpommern auszuweiten.
Auch dort waren in den Anfangsjahren der Zusammenbruch der DDR und die damit verbundene Auflösung der FDJ ein Problem, weil es plötzlich keine sozialen Strukturen mehr gab.
Heute kommen vor allem Eltern über das Jugendamt zur VSP, die mit ihren Kindern nicht klarkommen. Die Probleme sind vielschichtig. Da ist die Antriebslosigkeit der Jugendlichen, hervorgerufen durch die Verlockungen der Gesellschaft wie
Internet, Smartphone und Fernsehen. Irgendwann verlieren Eltern und Jugendliche den Draht zueinander, wie Wolff weiiß. Hinzu kommen falsche Freunde und andere Gründe. „Daher ist es gut, wenn Eltern ihre Kinder ermuntern, in der Jugendfeuerwehr oder im Sportverein mitzumachen, damit diese eine Struktur vorfinden“, sagt Matthias Wolff.
Aber auch Eltern sind bisweilen Teil des Problems. Vielfach wird nicht viel mit den Kindern unternommen und zu wenig Zeit mit ihnen verbracht. Oder es wird auch nicht darüber nachgedacht, warum das Kind nicht Zähne putzen will oder nur vor dem Bildschirm sitzt. „Ich kann nicht sagen, ob das mangelndes Interesse, ist oder die fehlende Zeit, weil die Eltern zu lange arbeiten. Da fehlt dann der Antrieb, sich mit den Kindern zu beschäftigen“, glaubt Matthias
Wolff. „Jugendarbeit ist vor allem Beziehungsarbeit und Zeit, den Kindern zuzuhören. Sie möchten, dass man mit dem Herzen dabei ist und für sie da ist.“
Auch Gewalt spielt eine Rolle. Dabei handelt es sich nicht nur Gewalt gegen Kinder. So finden hier auch Mütter Unterkunft, die von ihren Partnern bedroht wurden oder die Unterstützung bei der Versorgung und Pflege ihrer Babys brauchen. „Drogen sind zum Glück in.dieser Einrichtung weniger ein. Problem, aber auch nicht unbekannt“, berichtet Matthias Wolff.
Die Jubiläumsfeier sieht so aus, dass es heute ab 15 Uhr in der Einrichtung im Kastanienweg 11 einen Tag der offenen Tür geben wird. Dabei gibt es neben Kaffee und Kuchen auch Bratwurst, Eis, eine Hüpfburg und eine kleine Bastelstraße. „Damit wollen wir uns vor allem bei den Nachbarn und der Gemeinde bedanken, aber auch bei unseren Partnern und Mitarbeitern, die uns über all die Jahre hinweg so gut unterstützt haben“, sagt Matthias Wolff.