TG
Familienmeditation
Frankendamm 31
18439 Stralsund
03831 286 579
03831 309 324
info.stralsund@vsp-mv.de
tagesgruppe.stralsund@vsp-mv.de
Ansprechpartner:innen:
Anke Kröning (Pädagogin) / Gunther Lampe (Heilerzieher)
Ziele und Merkmale des Leistungsangebots
Rechtsgrundlage (§ 32 SGB VIII / KJHG): „Hilfe zur Erziehung in einer Tagesgruppe soll die Entwicklung eines Kindes oder des Jugendlichen durch soziales Lernen in der Gruppe, Begleitung der schulischen Förderung und Elternarbeit unterstützen und dadurch den Verbleib des Kindes oder des Jugendlichen in seiner Familie sichern.“
Als differenzierte Form zwischen ambulanter und stationärer Hilfe ist es ein Ziel der Tagesgruppenbetreuung, eine Heimunterbringung des Kindes zu vermeiden und damit den Verbleib in der Familie zu sichern. Diese Hilfeform soll die Vorteile stationärer Betreuung, insbesondere eine stabile und strukturierte pädagogische Umgebung mit methodisch flexiblen und bedarfsgerechten Angeboten, mit den Vorteilen einer ambulanten Hilfe, also der Orientierung an der Lebenswelt des Kindes im familiären Kontext, verbinden. Ein anderes Ziel der Tagesgruppenbetreuung kann die Überbrückung im Nachgang an eine Fremdplatzierung (Heim, Pflegefamilie etc.) sein und so die Reintegration des Kindes oder des Jugendlichen in seine Herkunftsfamilie ermöglichen bzw. verbessern. Methodisch zeichnet sich die Tagesgruppe des VSP durch heilpädagogische Kompetenz aus.
Mit dieser heilpädagogischen Ausrichtung stellt die Tagesgruppe des VSP auch eine besondere Hilfe für Kinder mit ADHS dar. Intensive Elternarbeit ist Strukturelement der Tagesgruppe. Ziel der pädagogischen Arbeit ist, dass in den Familien eine ausgewogene Balance zwischen Stabilität und Veränderung erreicht wird.
Familien, deren Kinder in der Tagesgruppe betreut und deren Mitglieder in unterschiedlichster Weise in die Arbeit einbezogen werden, stehen oft am Rande ihrer Erziehungsfähigkeiten. Instabile und trotzdem wirksame Beziehungsmuster sind häufige Ausgangssituationen am Betreuungsbeginn. Aus persönlichen und familiären Kompetenzdefiziten ergeben sich Schwerpunkte in der Zielsetzung der Tagesgruppenarbeit, aus den (noch) bestehenden Kompetenzen ergeben sich die methodischen Herangehensweisen.
Übergreifende Ziele sind daher die Stärkung der Problemlösungs- und Selbsthilfefähigkeit der Familie, das heißt die Einflussnahme auf die Beziehungen innerhalb des familiären Systems mittels:
- Entlastung des familiären Systems über einen begrenzten Zeitraum, um ein neues Aufeinanderzugehen zu ermöglichen und daraufhin ressourcenorientierte Unterstützung bei der Beziehungsgestaltung zu geben;
- Stärkung und Förderung der Selbstwahrnehmung und des Selbstbewusstseins des Kindes, um ihm das Erleben von und das Zusammenleben mit seiner Umwelt zu erleichtern;
- Unterstützung der schulischen Stabilisierung (Fördermöglichkeiten bieten, Hausaufgabenhilfe leisten etc.);
- Vermitteln adäquater sozialer Verhaltensweisen (Normen, Regeln);
- Vermitteln von Konfliktlösungsstrategien;
- Förderung und Unterstützung der kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung;
- Abbau kommunikativer Kompetenzdefizite und sogenannter Verhaltensauffälligkeiten;
- Einüben alltagspraktischer Fertigkeiten und Fähigkeiten (“learning by doing”);
- Zusammenarbeit mit Fachpersonal aus verschiedensten Tätigkeitsbereichen sein.
Fernziel der Betreuung ist letztlich, über die Erfolge der Förderung und der flankierenden Elternarbeit, die Betreuung in der Tagesgruppe allmählich durch weniger intensive Betreuungs- und Beratungsangebote abzulösen.
Zielgruppe
Die Tagesgruppe nimmt Kinder im schulpflichtigen Alter auf, die für eine altersgerechte Entwicklung ein zusätzliches Lebens- und Lernfeld benötigen. Auswahl und Aufnahme der Kinder erfolgen in Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Träger, den Personensorgeberechtigten und dem VSP. Grundlage für die Aufnahme sind die im Hilfeplan erarbeiteten und fixierten Aufgabenstellungen und Betreuungsziele.
Die Gruppengröße beträgt derzeit 6 Kinder.
Die Tagesgruppe ist für Kinder geeignet, welche in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind sowie für Kinder, die erhebliche Störungen im kognitiven, sozialen, motorischen, sprachlichen und emotionalen Bereich aufweisen und einer Betreuung in kleinen Gruppen sowie therapeutische bzw. heilpädagogische Unterstützung bedürfen.
Im einzelnen kann es sich um Kinder handeln,
- die aus Familien mit besonderen Belastungssituationen stammen (bei grundsätzlich tragfähigen Beziehungen innerhalb der Familie);
- die in der Familie und in ihrem sozialen Umfeld eine “Außenseiter-” bzw. “Sündenbockrolle” zugewiesen bekommen (z.B. durch ADS);
- deren Familien zeitweilige Entlastung durch die Tagesgruppe und anschließende Begleitung und Unterstützung bei der Bewältigung von Erziehung- und Beziehungsproblemen benötigen;
- die so gravierende Belastungen in der Familie bzw. in ihrem sozialen Umfeld verursachen, dass bei weiterem negativem Entwicklungsverlauf eine stationäre Unterbringung zu befürchten ist;
- die in Familien leben, in denen sich die Konflikte durch Verständnislosigkeit oder Hilflosigkeit der Eltern auf das Gesamtverhalten und Familienverhalten auswirken;
- die bisher im Heim gelebt haben, wieder in ihre Herkunftsfamilie zurückgehen und Nachbetreuung benötigen (Reintegration).
Erfahrungsgemäß handelt es sich dabei häufig um
- Kinder, die als “verhaltensauffällig” oder “verhaltensgestört” gelten (mangelnde Frustrationstoleranz, Aggressivität, mangelnde Impulskontrolle, regressives Verhalten, gestörtes Kontaktverhalten…);
- Kinder, die emotional gestört sind (aufgrund von Zuwendungsdefiziten, Überforderung etc.);
- Kinder, die deutliche Entwicklungsrückstände aufweisen;
- Kinder mit gravierenden Schulleistungsdefiziten und/oder mangelnder Schulleistungsmotivation (bis hin zu ausgeprägter Schulaversion);
- Kinder mit einem sehr gering entwickelten Selbstwertgefühl (z.B. aufgrund mangelnder Erfolgserlebnisse) und
- Kinder, deren Eltern aufgrund von für das ADHS-Syndrom typischen Verhaltensweisen ihres Kindes Hilfe und Unterstützung bei der Umsetzung entwicklungsfördernder Einflussnahmen benötigen.
Auch lernbehinderte Kinder und Kinder mit (drohender) seelischer Behinderung, die Anspruch auf Eingliederungshilfe nach § 35a KJHG haben, können im Rahmen der Tagesgruppenarbeit betreut und gezielt gefördert werden. Insofern verfolgt die Tagesgruppe des VSP einen integrativen Ansatz.
Rahmenbedingungen und Strukturqualität
Die Tagesgruppe befindet sich auf dem Gelände des Trägers im Frankendamm 52, im Obergeschoss. Im Gebäude befinden sich des weiteren Jugendhilfeeinrichtungen. Die Tagesgruppe ist durch eine sehr gute Anbindung an das Straßennnetz bzw. durch öffentliche Verkehrsmittel gut zu erreichen.
Die Räumlichkeiten der Tagesgruppe bilden einen eigenen Raumkomplex, deutlich abgetrennt von den Einrichtungen des anderen Trägers mit einem separaten Eingang. Ein großer Flurbereich bietet Zugang zu allen Räumen – einem Spiel- und Beschäftigungszimmer, einem Hausaufgabenzimmer, einem Kreativraum, einem Snoezleraum und dem Büro der MitarbeiterInnen der Tagesgruppe. Am Anfang des Flurbereichs befindet sich der Zugang zu der geräumigen Küche, die über eine separate Speisekammer verfügt. In der Küche wird täglich für die Kinder gekocht. Auch der Sanitärbereich ist über den Flur erreichbar. Hier können für Mädchen und Jungen getrennt jeweils eine Toilette und eine Dusche vorgehalten werden.
Charakteristische Gestaltungsmerkmale
Die Betreuung in der Tagesgruppe ist ein familienergänzendes und familienunter-stützendes Angebot, welches einen Schnittpunkt zwischen ambulanter und stationärer Hilfe darstellt. Unter der Voraussetzung des vorhandenen, integrationsbereiten familiären Systems und der Mitarbeit, sowie der Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit der Eltern ist die Hilfe meist mittel- oder längerfristig angelegt. Die Versorgung und Betreuung des Kindes außerhalb der Betreuungszeiten in der Tagesgruppe wird durch die Familie gewährleistet.
Die Arbeitsweise der Tagesgruppe ist sowohl durch die “Komm-” als auch durch die “Geh-Struktur” charakterisiert. Das bedeutet, dass sowohl Angebote für Kinder und Eltern im Bereich der Tagesgruppe geschaffen werden, als auch im jeweiligen familiären System und deren sozialen Umfeld durch aufsuchende, beratende und unterstützende Hilfeleistungen. Die ganzheitliche Sichtweise, verbunden mit der Orientierung am individuellem Hilfebedarf, verhindert eine Isolierung von Entwicklungsstörungen oder -verzögerungen im sozialen, emotionalen und kognitiven Bereich.
Die Zusammenarbeit mit weiteren Personen aus institutionellen Einrichtungen (Ärzten, Psychologen, Lehrern etc.) und Bezugspersonen aus den unmittelbaren Lebensbereichen des einzelnen Kindes (Freunde etc.) ist wichtiger inhaltlicher Schwerpunkt der Arbeit, um individuelle Problemlagen sichtbar werden zu lassen und einzelfallbezogen und zielgerichtet familienorientiert zu bearbeiten.
In der Tagesgruppenarbeit besteht ein weiterer Schwerpunkt darin, die gruppen- und einzelfallorientierten Vorgehensweisen abzustimmen und so unterschiedlichsten Problemlagen durch zielgerichtete Angebote zu entsprechen. Der lebensweltorientierte Hilfeansatz ermöglicht die Umsetzung einer Alltagsorientierung und damit einer Kontinuität in:
- Sozialer Hinsicht
(bisherige Beziehungen zu Eltern, Freunden etc. bleiben erhalten. Sie haben geplanten Zugang zur Tagesgruppe und sind willkommen. Zu anderen sozialen Bezügen wird Normalität hergestellt.); - Lokaler Hinsicht
(gut zu erreichende Örtlichkeit der Tagesgruppe zentral in der Innenstadt); - Inhaltlicher Hinsicht
(auf familiären Alltag bezogen, wie flexibles Reagieren auf Grundbedürfnisse, Normalität herstellen) und in - Zeitlicher Hinsicht
(Eingewöhnungs- und Ablösephase sind inhaltlich und methodisch strukturiert und geplant, so dass die Übergänge konstruktiv gestaltet und nicht als nachhaltiger Bruch erlebt werden.).
Leistungsinhalte und Gestaltungselemente
Die Tagesgruppenbetreuung soll nach einer entsprechenden Beratung von den betroffenen Familien freiwillig als Hilfeangebot gewählt werden. Die konstruktive Mitwirkung aller am Hilfeplanprozess Beteiligten (§36 KJHG) ist Voraussetzung für eine gemeinsame Problemdefinition, Zielvereinbarungen, Absprachen über geplante Vorgehensweisen, regelmäßigen Austausch über aktuelle und veränderte Problemsituationen und die darauf orientierte Erstellung und Angleichung des Hilfeplans.
Die Tagesgruppe ist für die Kinder an den Werktagen von 9.30 – 17.00 Uhr und in der Ferienzeit von 9.00 Uhr – 16.00 Uhr geöffnet. Außerhalb der Öffnungszeiten werden beispielsweise Hausbesuche, Hospitationen, Lehrergespräche, Teamgespräche, Vorbereitung der Aktivitäten am Nachmittag, Kontakte zum Jugendamt und Essenvorbereitung realisiert.
Die folgenden Leistungen werden standardmäßig täglich bzw. wöchentlich erbracht:
- Essen;
- Schulische Unterstützung und individuelle kognitive Förderung;
- Heilpädagogische Einzelförderung;
- Gruppenpädagogische Angebote;
- Therapeutisches und freies Spielen.
Folgende Leistungen werden (in Bezug auf jedes Mitglied der Tagesgruppe) monatlich erbracht:
- Elternarbeit;
- Gespräche mit Lehrern;
- Gespräche mit anderen an der Hilfe Beteiligten;
- Fachkräften, wie Ärzte, Psychologen etc.
Für die Betreuung der einzelnen Kinder und deren Familien sind grundsätzlich beide Mitarbeiter:innen der Tagesgruppe Ansprechpartner:innen. Jede/r Mitarbeiter:in kennt die aktuellen Problemlagen, ist informiert über die jeweilige Lernsituation im Bereich Schule, die familiäre Situation, durchgeführte Diagnostizierungs- und Behandlungsverfahren aus ärztlicher Sicht usw..
Für die Durchführung von Lehrergesprächen, Haus- und Arztbesuchen etc. steht ein fest benannter Mitarbeiter der jeweiligen Familie begleitend, beratend und unterstützend zur Seite (Bezugspädagoge), um ständig wechselnde Ansprechpartner:innen zu vermeiden und den beteiligten Personen Sicherheit, Orientierung und Kontinuität im Umgang miteinander zu ermöglichen. Das schließt einen Wechsel bzw. eine Vertretung in diesen Bereichen jedoch nicht aus.
Täglich sind die Mitarbeiter in der Tagesgruppe auch telefonisch, erreichbar. So kann kurzfristig auf individuelle Bedarfslagen reagiert werden.
Prozessqualität der Leistung
Die Betreuung gliedert sich in 3 Phasen – die Anfangsphase, die Arbeitsphase und die Abschlussphase.
In der Anfangsphase, auch Probe- oder Kennenlernphase genannt, haben Kind und Eltern die Möglichkeit, sich mit der praktischen Umsetzung der Hilfeform vertraut zu machen. Es wird ihnen Zeit und Raum für den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zu den Mitarbeitern und den Kindern gegeben.
Durch gezielte Beobachtung der Kinder, die in Beobachtungsbögen dokumentiert werden, werden der Förderbedarf und die Aufgabenstellungen präzisiert. Sämtliche Informationen aus Elternhaus, Schule und anderen Fachrichtungen (Ärzte, Psychologen) werden genutzt, um eine zum Anfang der Hilfe notwendigen Erhebungsbogen gemeinsam mit den Sorgeberechtigten zu erstellen, um jeweilige Arbeitsansätze und Förderprogramme zu entwickeln. Zum Ende der Anfangsphase wird die Annehmbarkeit der Hilfe in einem weiteren Hilfeplangespräch thematisiert bzw. eine Modifikation der Zielvereinbarungen vorgenommen. Für die Anfangsphase wurde von uns ein Standard entwickelt, der sich z.Z. in der Erprobung befindet. Er ist dieser Konzeption im Anhang beigefügt.
In der Arbeitsphase werden die Kinder individuell und in Gruppen entsprechend ihrem Bedarf und mit Blick auf die Zielsetzung gefördert. Zu den Arbeitsansätzen gehören die Gruppenarbeit, die Einzelförderung und die Elternarbeit. Durch die Zusammenarbeit mit Fachkräften aus verschiedenen Fachrichtungen (Ärzten, Psychologen, Lehrern etc.) wird eine umfangreiche Problemanalyse sowie die Einflussnahme aus unterschiedlichen sozialen Bereichen möglich.
Konkret unterstützt die Tagesgruppe die Kinder in folgenden Bereichen:
- Förderung der sozialen Kompetenz (sozialpädagogische Gruppenarbeit);
- (sozialpädagogische) Elternarbeit;
- Unterstützung in schulleistungsrelevanten Bereichen;
- (heilpädagogische) Einzelförderung.
Zur Förderung der sozialen Kompetenz:
Ein wesentlicher Bestandteil der Tagesgruppenarbeit besteht darin, die kommunikative und soziale Kompetenz der Kinder zu fördern. Bei der Gestaltung des Nachmittags und der Woche gibt es sowohl die Möglichkeit der Bildung von interessen- und zielorientierten Kleingruppen oder Paarbildungen, als auch die Möglichkeit, mit der Gesamtgruppe Aktivitäten durchzuführen. Dabei findet soziales Lernen in allen Bereichen statt. Soziale Lernprozesse finden unter anderem auch bei der gemeinsamen Zubereitung und Einnahme des Mittagessens statt. Hier ist einer der Orte, an denen gemeinschaftliche Entscheidungsfindungen, kooperatives Handeln und gegenseitige Rücksichtnahme gefragt sind. Gleichzeitig ergibt sich hier täglich die Gelegenheit, Planungen bezüglich des Tagesablaufes und der Wochenstrukturierung gemeinsam mit den Kindern und unter Berücksichtigung derer Interessen und Wünsche vorzunehmen. Im Umgang miteinander werden zugleich die jeweiligen Problemlagen der Kinder besonders deutlich.
Die sozialen und emotionalen Konflikte der Kinder, ihre oft unangemessenen Bewältigungsstrategien und Problemlösungsversuche werden im alltäglichen Rahmen oder auch unter Einbeziehung eines bestimmten Themas bzw. über Nutzung verschiedener Medien aufgegriffen. Dazu werden kindspezifische Lern- und Spielsituationen gestaltet (z.b. Interaktionsübungen), die Selbst- und Fremderfahrung, den Erwerb neuen Wissens, neuer Fertigkeiten und Kompetenzen und das Ausprobieren und das Einüben neuer Verhaltensweisen ermöglichen. In diesem Zusammenhang wird auch immer das Ziel verfolgt, das Selbstwertgefühl und das Selbstkonzept der Kinder zu entwickeln und zu stabilisieren.
Gezielte und geplante gruppenpädagogische Angebote zu verschiedenen Thematiken finden ein Mal in der Woche statt. Hierbei kann es sich auch um längerfristige Projekte handeln, wo jahreszeitliche und Themen mit aktuellem Bezug eine Rolle spielen. So werden Flur und Gruppenräume der Jahreszeit entsprechend gestaltet. Material wird gesammelt und Möglichkeiten der Gestaltung mit den Kindern entwickelt. In Gruppenaktivitäten werden Ziele umgesetzt.
Weiterhin werden aktuelle Themen genutzt, wie z.B.:
- Aktivität rund ums Fahrrad (aufbauen, kodieren, Fahrradtour);
- Phantasiewerkstätte.
Die erlernten sozialen Kompetenzen setzen die Kinder während Aktivitäten außerhalb der Tagesgruppe um. So ist die Nutzung anderer Einrichtungen und Angebote der Hansestadt Stralsund, wie Museum, Tierpark, Hansedom, Spielplätze, Clubs etc., ein aufschlussreiches und interessantes Lernfeld für die Förderung sozialer Kompetenz, da diese Kontakt- und Begegnungsmöglichkeiten mit Gleichaltrigen bietet. Feste Rituale, wie Gestaltung von Geburtstagsfeiern bzw. Weihnachtsfeiern und andere Fest – und Feiertage bereichern das Gruppenleben und fördern soziale Verhaltensweisen.
Elternarbeit
Die Familie bleibt das primäre Lebensfeld des Kindes. Prägende soziale Beziehungen behalten ihren Einfluss über viele Jahre hinweg. Beziehungen des Kindes, die ihren bisherigen Lebensweg begleitet und auf die es angewiesen war, sind am intensivsten, gleichgültig, wie sich diese Beziehungen gestaltet haben. Für das Kind ist von großer Bedeutung, dass es mit dem Aufenthalt in der Tagesgruppe, diese Beziehungen nicht aufgeben muss, sondern dass diese sowohl weitere Stabilität als auch Fähigkeit zur Veränderung erhalten. Daher ist die Arbeit mit der Herkunftsfamilie ein konzeptioneller Schwerpunkt der Tagesgruppenarbeit. Um hier Einfluss auf positive Entwicklungsverläufe nehmen zu können, ist ein Kennenlernen der Familiensysteme und direktes Wirksamwerden in diesen erforderlich.
Die Mitarbeiter lernen die Rahmenbedingungen des Lebens in der Familie kennen (z.B. durch Hausbesuche). Sie erarbeiten gemeinsam mit den Eltern Verhaltensweisen, Einstellungen und Reaktionen der Familienmitglieder und ihre Auswirkungen auf die familiäre Situation, sofern diese problematisch für das Kind sind. Ihnen sollen Möglichkeiten der Selbstreflexion geschaffen und so veränderte Verhaltensweisen im Zusammenleben mit ihrem Kind erreicht werden.
Ziel ist es, neue Perspektiven mit und für die gesamte Familie zu erarbeiten. Gemeinsam mit den Eltern werden Teilziele der Betreuung formuliert und methodische Umsetzungsmöglichkeiten in Tagesgruppe, Familie und in der Beziehungsgestaltung zu anderen Personen thematisiert, sowie regelmäßig über deren praktische Umsetzung reflektiert und nach Bedarf Veränderungen vorgenommen.
Diese Ansprüche (Beziehungsaufbau, Zusammenarbeit, Analyse und Veränderung) bedingen eine Vielzahl unterschiedlicher Kommunikationsformen zwischen den Mitarbeitern der Tagesgruppe und den Familienangehörigen, insbesondere durch:
- Gespräche mit den Eltern in der Tagesgruppe und bei Hausbesuchen (je nach Bedarf und Notwendigkeit, aber mindestens zweimal im Monat);
- Austausch und Kontakt der Eltern untereinander und zu den Mitarbeitern im Rahmen von Elternabenden (halbjährlich);
- regelmäßige telefonische Kontakte;
- Krisengespräche.
Weiterhin spielen auch die sogenannten offenen Angebote für Familienmitglieder eine wichtige Rolle. Punktuell werden Eltern in Gruppenaktivitäten einbezogen. Diese Angebote sind beispielsweise:
- gemeinsame Ausflüge, z.B. in den Ferien;
- gemeinsame Bastelabende, u.a. in Vorbereitung auf Fest und Feiertage;
- gemeinsame Feiern;
- Nutzen des Snoezleraumes mit dem Kind, um Spannungen abzubauen und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.
Das dortige Aktivwerden mit dem Kind, die bewusste Initiierung von Modellernen, der Erfahrungsaustausch unter den betroffenen Eltern, Beratungsgespräche usw. sollen dazu beitragen, die Erziehungsfähigkeit der Eltern nachhaltig zu stärken.
Gemeinsame Aktivitäten begünstigen das Interesse an und die Identifikation mit der Tagesgruppe und bieten den Eltern zugleich auch Möglichkeiten, untereinander Kontakt aufzunehmen und so aus der eventuell existierenden Isolation herauszukommen.
Schulische Förderung
Die tägliche Förderung im schulischen Lern- und Leistungsbereich ist abgestimmt auf die je individuellen Fähigkeiten und Leistungsmöglichkeiten (Kompetenzen und Defizite) der Kinder. Sie umfasst neben der kontinuierlichen Motivationsarbeit (Förderung der Schulleistungsmotivation) und der konkreten Hilfestellung und Anleitung bei den Hausaufgaben auch die Unterstützung bei der Aufarbeitung schulischer Rückstände und gezielte Übungen bei Störungen in Teilleistungsbereichen (insbesondere LRS).
Die Förderung erfolgt in Einzel- und / oder Kleingruppenarbeit.
Wichtig für eine erfolgreiche Arbeit ist eine enge Kooperation zwischen Tagesgruppe und Schule (Lehrergespräche, Hospitationen, Einbeziehung der Lehrer in Fach – und Hilfeplangespräche). In welcher Form die Zusammenarbeit stattfindet, wird im Einzelfall zwischen Eltern, Tagesgruppe und Schule vereinbart. Aufgabe der Tagesgruppenmitarbeiter ist es außerdem, die weitere Entwicklung der Kooperation von Eltern und Schule zu fördern.
Zur Verfügung stehen:
- Einzelarbeitsplätze;
- Kreativraum;
- Schulbücher ( u.a. Nachschlagewerke, Kinderlexika, Atlanten), Die Mitgliedschaft in der Stadtbibliothek ermöglicht das Ausleihen spezifischer Literatur;
- Lehrmaterial ( u.a. Schülerarbeitsmittel Deutsch / Mathematik, Zahlenpuzzle, Rechenstäbchen, Zehnerketten, Taschenrechner, Tafel);
- Nutzung moderner Medien, wie Computer oder Internet durch Besuch oder Mitgliedschaft von und in anderen Einrichtungen Stralsunds (Speicher am Katharinenberg, Stadtbibliothek etc.).
Einzelförderung
Die Kinder weisen bei Aufnahme in die Tagesgruppe oftmals eine Reihe von zu kompensierenden Entwicklungsrückständen und Zuwendungsdefiziten auf. Daraus ergibt sich für die Mitarbeiter als weiterer Betreuungsschwerpunkt die Umsetzung intensiver sozial- und heilpädagogischer Fördermaßnahmen. Es werden individuelle Förderpläne für die Kinder entwickelt, in denen die Schwerpunkte der Einzelförderung in:
- motorische;
- emotionale;
- kognitive und
- soziale Lernbereiche gegliedert sind.
Inhalte dieser individuellen Förderung sind …
Förderung der Grobmotorik durch z.B.:
- Sport – wöchentliche Nutzung der Turnhalle;
- Spiele – Tischfußball, Mikado, Jenga, Einsatz von Fußwippe und Kugelbrett;
- Im Kreativraum Bastel- und Kreativangebote – Arbeiten mit Gips, Ton und Knete.
Förderung der Feinmotorik durch z.B.:
- Spiele, Bauspiele mit verschiedenen Bausortimenten (Holzbausteine, Lego-Spielzeug), Perlen, Fädelspiele;
- Im Kreativraum Bastel– und Kreativangebote, Stick– und Kratzbilder, Scherenarbeiten, Faltarbeiten.
Einsatz von Elementen der heilpädagogischen Förderansätze durch z.B.:
- Basale Stimulation – Massagebälle, Materialien zur taktilen Stimulation;
- Snoezlen – Faseroptik, Motorikschleife.
Kompensation von Zuwendungsdefiziten durch z.B.:
- Individuelle Betreuung und Einsatz von Elementen der basalen Stimulation und dem Snoezlen, Gespräch, Spiele.
Kreative Angebote, um neue Ausdrucksformen zuzulassen durch z.B.:
- Arbeit mit Ton und anderen Naturmaterialien;
- Malen, Seidenmalen;
- Kreatives Bauen;
- Phantasiegeschichten;
- Stehgreifspiele.
Kommunikations- und Interaktionsspiele durch z.B.:
- Rollenspiele;
- Frage – und Antwortspiele;
- Kommunikationsübungen;
- Rätsel – und Sprechspiele;
- Würfelspiele;
- Buchstabenspiele.
Förderung von Einzelinteressen:
Gemäss dem Bedarf des Kindes werden Angebote dem jeweiligen Interessenbereich entsprechend in der Tagesgruppe bzw. in anderen Einrichtungen realisiert.
Vermittlung von Kenntnissen im hauspraktischen Bereich durch z.B.:
- Übung von Alltagssituationen (u.a. hauswirtschaftliche Tätigkeiten, wie backen, kochen);
- Umweltlernen durch Nutzung von Möglichkeiten außerhalb der Tagesgruppe.
Soziales Verhalten durch z.B.:
- Regelspiele;
- Einhaltung von Regeln und Normen im Gruppenleben;
- Modellfunktion.
Wahrnehmungstraining durch Angebote zur kognitiven Entwicklung durch z.B.:
- Puzzle, Memory;
- Einsatz von Wissensspielen und Literatur;
- Spiele und Übungen zur Wahrnehmung (z.B. Klanggeschichten);
- Einsatz von Kassetten, Videos und CD`s.
Die Ausgestaltung der Räumlichkeiten der Tagesgruppe gewährleistet den Kindern sowohl “Freiräume” für spontanes und kreatives Handeln als auch Rückzugsmöglichkeiten (Nutzung des “Snoezleraumes”). Der “Snoezleraum” bietet die Möglichkeit, auf Entwicklungsdefizite positiv Einfluss nehmen zu können. In angenehmer Atmosphäre geht es unter anderem um das Ansprechen und “Liebkosen der Sinnesorgane”. Dazu zählen der Tastsinn, das Sehen, das Hören, der Geruchssinn, der Geschmackssinn und der Gleichgewichtssinn. Jeder Reiz, dem wir durch unsere Umwelt ausgesetzt sind, spricht einen bestimmten Sinn an. Wenn wir etwas wahrnehmen, löst das meist eine Empfindung aus. Der Raum konnte mit entsprechender Technik ausgestattet werden, welche in ihrer Gesamtheit genau diese Sinne anregen und somit sensibilisieren sollen. Dazu gehören unter anderem:
- Optische Geräte (Licht- und Bildeffekte);
- Akustische Geräte (Regenmacher, Musik);
- Taktile Stimulationsmaterialien (Massagebälle, Faseroptik);
- Geruchsstimulationen (Aromaverbreiter);
- Materialien zur Schulung des Gleichgewichtes (Fußwippe).
Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen eine Möglichkeit zu bieten, sich ihrer Sinne bewusst zu werden, um “mit allen Sinnen” genießen zu können und sich dabei wohl und sicher zu fühlen. Durch gezieltes Ansprechen einzelner Reize in der individuellen Arbeit mit dem Kind kann nicht nur seine Wahrnehmung geschult werden, sondern es durchlebt Selbsterfahrungsprozesse und lernt, eine positive Beziehung zu sich aufzubauen.
Die Kinder und Jugendlichen stehen vielen Alltagssituationen gegenüber, die sie mit Druck und Zwang konfrontieren und denen sie kaum oder nur unzureichend gewachsen sind. Daher soll ihnen die Möglichkeit und die Zeit zur Entspannung gegeben werden. In der zwanglosen Umgebung des “Snoezleraumes” sollen sie Zeit für sich haben, um zu sich selbst zu finden und einzelne Situationen zu verarbeiten. Sie sollen sich in der geschaffenen Traumatmosphäre des Raumes “fallen lassen” und ganz individuell oder begleitend durch den Betreuer. Mittels Entspannungsübungen, Techniken oder Geschichten entspannen.
Mit dem “Snoezleraum” ist eine Möglichkeit geschaffen worden, trotz der Vielzahl von verschiedenen Problemen, die der jeweilige zu Betreuende hat, ihn in seiner Gesamtheit anzusprechen. Gleichfalles wurde aber auch eine Umgebung geschaffen, in der ganz gezielt und individuell an den Defiziten in allen einzelnen Lernbereichen gearbeitet werden kann.
Die Abschlussphase, auch Stabilisierungsphase genannt, dient der allmählichen Ablösung aus der Tagesgruppe und der Eingliederung in den Familienalltag. Hier sollen die neu erlernten Handlungsmuster, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie neuen Konfliktlösungsmöglichkeiten im sozialen Umfeld angewandt werden. In dieser Zeit besuchen die Kinder 1 – 2 Tage in der Woche die Tagesgruppe nicht und verbringen den Nachmittag im familiären Umfeld, erledigen ihre Hausaufgaben zu Hause und intensivieren ihre Kontakte im sozialen Umfeld. In dieser Phase erfolgt eine noch intensivere Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kinder, Schule und der Tagesgruppe. Diese zeichnet sich z.B. durch individuelle Begleitung der Kinder z.B. bei der Eingliederung in Sport- oder Arbeitsgemeinschaften, die im Anschluss an die Tagesgruppe ein Element im strukturierten Tagesablauf sein können (Freizeitgestaltung in Sportgemeinschaften, Jugendclubs, Computerkursen, Kirchen etc.).
In einem intensiven Gespräch wird mit den Eltern ein Evaluationsbogen erstellt, der die Entwicklung der Kinder gemäß der Problemfelder im Erhebungsbogen über den gesamten Hilfeverlauf dokumentiert und Ergebnisse deutlich macht.
In dem abschließenden Hilfeplangespräch, an dem nochmals alle mit Kind und Eltern zusammenarbeitenden Institutionen, wie Schule, Tagesgruppe, Jugendamt zusammenkommen, werden Probleme und Entwicklungsprozesse besprochen und dem Kind bzw. den Eltern wichtige Schwerpunkte für die zukünftige Gestaltung des Alltags und Familienlebens mitgegeben.
Mit einer traditionellen Abschlussfeier in der Tagesgruppe, zu der auch die Eltern eingeladen werden, endet die Betreuung in der Tagesgruppe.
Personal
In der Tagesgruppe der Jugendhilfestation des VSP e.V. sind eine sozialpädagogische Fachkraft und ein Heilpädagoge tätig. Im Gegensatz zum ambulanten Bereich sind diese Mitarbeiter:innen für den Bereich der Betreuung in einer Tagesgruppe festgeschrieben, welche die Betreuung der Kinder absichern.
Die Mitarbeiter:innen haben folgende beruflichen Abschlüsse:
- 1 weibliche Mitarbeiterin – staatl. anerkannte Erzieherin mit Zusatzausbildung zur sozialpädagogischen Fachkraft, z.Z. berufsbegleitende Fortbildung „Heilpädagogik“;
- 1 männlicher Mitarbeiter – staatlich anerkannter Heilerzieher mit Fachrichtung Sozialpädagogik.