Ostseezeitung - Wochenendausgabe, 16.12.2006
Im Kinderhaus Karlsburg gab’s jüngst eine Überraschung. Fußball spielen ist jetzt auch im Haus möglich. Ein Tisch-Kicker-Spiel macht’s möglich.
Karlsburg – Der Ort hat noch eine alte Dorfschule, in der aber schon lange nicht mehr unterrichtet wird. Das stattliche Haus liegt direkt an der Greifswalder Chaussee und nennt sich seit August 2004 „Kinderhaus Karlsburg“. Am Donnerstag hatte Thomas Neubert dort das Sagen. Der 26-Jährige ist Betreuer der Einrichtung, die vom Verbund für soziale Projekte (VSP) getragen wird.
Dem Haus mit Baujahr 1911 sieht man das Alter nicht an. Nicht nur außen, auch innen wirkt alles einladend. Und das soll es auch, denn die Einrichtung ist das Zuhause auf Zeit für sechs Kinder und Jugendliche. Paul (17), Nico (17), Torsten (15), Marcel (14), Ricardo (12) und Maria (14) haben ein eigenes Zimmer. Im häuslichen Elternhaus sind sie nicht mehr klar gekommen; hier wollen sie mit Hilfe von Thomas Neubert und weiteren zwei Betreuerinnen sowie Hausmeister Karsten Szepat das Leben meistern lernen.
Donnerstag war Besuch angesagt. Matthias Grieger hatte sich angemeldet. Der Mann ist Niederlassungsleiter des Greifswalder Unternehmens Baustoff-Centrum Linnenbecker. Und weil Weihnachten vor der Tür steht, hatte er was mitgebracht. Das war so schwer, dass die Jungs gleich mit anpacken mussten. „Tischkicker“, so nennt sich das Spielgerät, an dem vier Fußballbegeisterte durch drehen, ziehen, kurbeln ein „Spielchen“ machen können. „Wir wollten für die Jungs was gegen die Alltagssorgen tun“, erklärte Matthias Grieger. „Im Jahr der Fußball-WM schien uns das hier als ein treffendes Geschenk.“ Sagte es und forderte die Jungs sogleich zu einem Match auf. Dabei zeigte sich, dass der Niederlassungsleiter schon heimlich trainiert haben musste, denn er schoss das erste Tor.
Das Unternehmen will eine lose Bindung mit der Kinder- und Jugendwohngruppe eingehen, Hilfe leisten, wenn es möglich ist. Dafür gab’s sogleich eine Einladung zum Kaffee und Kuchen. Das war zudem eine Möglichkeit, die Jungs und Maria kennen zu lernen, deren Tagesablauf, Träume und Sorgen. Noch ist Schulalltag für sie. Also 5.20 Uhr aufstehen, Frühstück, ab zum Schulbus – Unterricht in Gützkow. Für Thomas Neubert und seine Kolleginnen beginnt dann die Zeit der Behördengänge, Telefonate mit dem kreislichen Jugendamt, auch das Haus muss auf Vordermann gebracht werden usw.
Jeder der Jugendlichen hat seine Aufgaben für die er im Haus zuständig ist, genügend Freizeit und Freunde im Dorf. Über die Feiertage kommen die Muttis. Alle wollen sich ein schönes Fest machen.