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Landratskandidat Dirk Scheer (parteilos) beklagt, dass ihm SPD und CDU als Dezernent fehlerhafte Arbeit im Sojus-Projekt unterstellen.

Von Cornelia Meerkatz OZ
Greifswald. Ärger um Sojus, ein mehrfach prämiertes Vorzeigeobjekt des Landkreises Vorpommern-Greifswald. Sojus ist ein Onlineserviceportal zur effizienten Arbeit im Bereich Jugend und Soziales. Offenbar gibt es Fehler bei den Verträgen zum Projekt bzw. es sind nicht alle Verwaltungsvorschriften eingehalten worden. Heute Nachmittag befasst sich der Kreisausschuss auf einer außerordentlichen Sitzung damit.

Der Auftrag zur Entwicklung des Portals erging 2015 an die Berliner Internetfirma Veberas Consulting GmbH. Seit vergangenem Jahr ist das Portal für die Vermittlung von Jugendhilfen in Nutzung. Die Mitarbeiter sparen damit viel Zeit und Geld, weil sie Kinder bei Problemen im Elternhaus schnell in Heimen oder Tagesgruppen unterbringen können. Die Angebote freier Träger sind digital gebündelt und schnell verfügbar.

Das Projekt holte unter anderem in einem bundesweiten IT-Wettbewerb zur modernen Verwaltung die Goldmedaille. Das Land gewährte eine Anschubfinanzierung von 50 000 Euro. Sozialdezernent Dirk Scheer (parteilos), auf dessen Anregung das innovative Vorhaben realisiert wurde, betonte und betont: „Damit sind wir ganz weit vorn in Deutschland. Andere Verwaltungen können Sojus nutzen.“

Die Unstimmigkeiten zum Projekt seien dem Rechnungsprüfungsamt bei der Erstellung des Jahresabschlusses für 2015 aufgefallen, sagt Landrätin Barbara Syrbe (Linke) auf OZ-Nachfrage. Diese seien im Rechnungsprüfungsausschuss besprochen worden. Im Kreisausschuss soll nun das Fachamt erläutern, wie eine Korrektur erfolgen kann, damit ein gültiger Jahresabschluss zustande kommt. „Einnormaler Vorgang*, so Syrbe. In der SPD-Fraktion sieht man das Ganze nicht ganz so normal an.

Das sich um ein teures sechsstelliges Projekt handelt, hat die SPD der Landrätin Fragen übermittelt. „Wir fragen nach, mit welchen Beschlüssen des Kreistages bzw. der Landrätin das Sojus-Projekt umgesetzt wurde und möchten Auskunft zu den Kosten und zu möglichen Beraterverträgen für Sojus“, erklärt Fraktionschef Norbert Raulin.

Zudem wolle die Fraktion wissen, ‚wer die Rechte an dem IT-Programm halte. Im Internet sei nachzulesen, dass sich der Geschäftsführer der Veberas Consulting GmbH die Anwendung urheber- und markenrechtlich hat schützen lassen. Sozialdezernent Dirk Scheer sieht seine Arbeit und seine Landratskandidatur durch dieses Vorgehen beschädigt, zumal ihn nach seinen Worten auch die CDU in diese Angelegenheit massiv verunglimpfe. „Ich habe keine Chance, mich vernünftig zu erklären“, sagt er. Aus diesem Grund werde er beim Innenministerium in Schwerin ein
Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragen. „Ich gebe die Angelegenheit ans Land, damit von übergeordneter Stelle intensiv geprüft wird. Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, so Scheer. Falls sich tatsächlich Fehler herausstellen sollten, werde er alles daran setzen, diese schnell zu korrigieren.

Im Gegensatz zu Dirk Scheen sieht Landrätin Syrbe im Sojus-Projekt wenig Wahlkampfpotenzial „weil unbestritten ist, dass es ein ausgezeichnetes Projekt ist und dem Landkreis viel Lob eingebracht hat. Wir konnten bereits viel Geld einsparen”, so die Landrätin. Fehler würden passieren, wo viel gearbeitet werde, manchmal änderten sich auch geltende Vorschriften kurzfristig. „Fehler können geheilt werden“, betont sie. Diese Auffassung teilt der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses Michael Harcks (Linke).

Beim Land ist man von der Nachhaltigkeit des Sojus-Projektes überzeugt. Ende März überbrachte Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD) einen Förderbescheid über 300 000 Euro, damit Sojus fortgeführt werden kann.

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