Von unserem Redaktionsmitglied Georg Wagner
Die einen haben zu wenig Arbeit, die anderen zu viel, heißt es in der Jugendhilfestation im Schwedenwallweg. Mit den Folgen der familiären Probleme haben die dortigen Mitarbeiter zu tun.
Demmin. Vor rund fünf Jahren, daran erinnert sich Ralf Rambow noch gut, vor rund fünf Jahren gab es besonders viel zu tun in dem gelb gestrichenen Haus am Ende des Demminer Schwedenwallwegs. Es war die Zeit noch extrem hoher Arbeitslosigkeit. Demografie und Konjunktur hinterließen noch keine entspannenden Spuren in den Statistiken des Arbeitsamtes und erst recht nicht auf dessen Fluren. Die angespannte Lage wiederum spülte nachfolgende Probleme in den Schwedenwallweg, dorthin, wo die kleine Fußgängerbrücke über den Mühlengraben führt. Was sich in den Statistiken als dürre Zahlen niederschlug, gab Ralf Rambow und seinen Kolleginnen und Kollegen zu tun. Denn sie arbeiten in der Jugendhilfestation des „Verbund für Soziale Projekte” (VSP), und mit den sozialen Verwerfungen kamen auch die familiären Probleme.
Jetzt, fünf Jahre später, steht Rambow in einem Zeit im Garten hinter dem Haus. Trotz eines Bretterbodens zieht Kälte durch die Schuhe, doch darauf achtet kaum jemand der gut 30 Männer und Frauen, die sich in lockerer Runde gleichfalls in dem Zelt versammelt haben. Auf Tischen warten Schnittchen, Kaffee und Sekt. Denn wo es sonst um Hilfen für gefährdete junge Menschen geht, wird an diesem Mittwoch gefeiert. Die Einrichtung wird 20 Jahre alt. 1993 war sie von dem aus dem „Rauhen Haus” in Hamburg hervorgegangenen VSP gegründet worden, ein Nachwendekind, das mithalf, eine Lücke in der Jugendhilfe der Region zu schließen mit Niederlassungen in Jarmen, Demmin und zeitweilig Völschow, mittlerweile nach kleinen Anfängen mit betreutem Wohnen, ambulanten und stationären Hilfen, dem Kinder- und Jugendhaus in Utzedel, der Tagesgruppe und ähnlichen Angeboten.
Praktisch von Anfang an dabei: Ralf Rambow. „Die ersten acht bis zehn Jahre”, fasst er die Entwicklung zusammen, „waren eine Art Aufbauphase.” Dann folgten acht bis zehn Jahre der Stabilisierung und jetzt stehe man ganz unter dem Eindruck der
Kreisgebietsreform mit der Zerstückelung des alten Landkreises Demmin. „Das ist schwierig, weil die Zuständigkeiten nicht geklärt waren.“ Inzwischen aber hätten sich die Verwaltungen gefunden. In der nächsten Zeit, hofft er, werde es sich wieder normalisieren.#
Die Probleme der jungen Leute, von der Schulverweigerung über Ausbildungsprobleme bis zu Erziehungsschwierigkeiten in den Familien, werden bleiben, so wie sie auch in den beiden vergangenen Jahrzehnten blieben. „Sie orientieren sich an den sozialen Gegebenheiten”, sagt Rambow. „Die einen haben zu wenig Arbeit, die anderen zu viel.” Heute stehe oft der Job stark im Vordergrund, Da könne es vorkommen, dass die Kinder etwas hintenan stehen.
Die Hilfe aus dem Schwedenwallweg wird deshalb auch weiterhin gefragt sein, die 12 bis 14 Mitarbeiter im Bereich Demmin haben weiter zu tun. „Alles pädagogisch hoch qualifizierte Mitarbeiter”, sagt Rainer Haferkamp, der Geschäftsführer des VSP. „Ich freue mich, dass wir mit der Jugendhilfestation in Demmin einen guten Stand haben und dass das auch so bleiben wird.
Kontakt zum Autor:
g.wagner@nordkurier.de