Knappe Kassen und hohe Belastung / Fachleute wandern ab
von Axel Büssem
Wolgast. Der Fall der tödlich verbrühten kleinen Emma aus Wolgast, hat wieder einmal den Blick auf die Jugendhilfe in MV gelenkt. Zwar sieht die Staatsanwaltschaft in diesem Fall keine Mitschuld beim Jugendamt im Kreis Vorpommern-Greifswald. Doch ein OZ-Informant, der selbst in diesem Bereich, tätig ist, schlägt Alarm: Vor allem in Vorpommern seien die Mitarbeiter im Bereich „Hilfen zur Erziehung” restlos überfordert.
Emma (3) war Anfang Oktober tot in ihrem, Bettchen gefunden worden, nachdem ihre Mutter sie am Vorabend zu heiß gebadet hatte (die OZ berichtete). Emmas Familie wurde vom Jugendamt betreut. Ohne konkret auf diesen Fall einzugehen, sagt der Experte, der anonym bleiben möchte: „Im Kreis Vorpommern-Greifswald wird der gesamte Jugendhilfebereich kaputtgespart.“ Der Stundensatz, der an die Träger der Jugendarbeit pro Fachstunde gezahlt werde, liege 50Prozent unter dem, was andere Landkreise zahlen. Das habe wiederum zur Folge, dass die Träger zunehmend Probleme hätten, Personal zu finden. Denn in der Jugendhilfe gilt das Fachkräftegebot, das heißt, es dürfen nur ausgebildete Erzieher oder Pädagogen eingesetzt werden. „Und die gehen lieber in Schulen, Kitas oder Krankenhäuser, wo besser bezahlt wird“, so der Insider. Und das Problem setzt
sich fort: Weil Mitarbeiter fehlen, werde für die verbliebenen die Zahl der Arbeitsstunden heraufgesetzt. “Wir sind total am Ende. Ich selbst habe in den vergangenen vier Wochen jeweils 70 Stunden gearbeitet.”
Als Beispiel nennt der Informant die Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Ost-Vorpommern. Dort seien von zehn Mitarbeitern Anfang des Jahres bis auf einen alle gegangen. Das bestätigt Katharina Feike, Assistentin der Geschäftsführung beim Kreisverband: „Inzwischen haben wir aber wieder sieben Mitarbeiter, zu dem haben wir ein Büro in Anklam.